Liebe Kolleginnen und Kollegen,
der 1. Mai ist unser Tag. Am Tag der Arbeit – keine Arbeit. Um deutlich zu machen, wie wichtig unsere Gewerkschaftsarbeit ist.
Aber was machen eigentlich Gewerkschaften? Gestern waren wir mit ein paar Kolleg*innen von ver.di und vom DGB an der BBS III und sind dort mit den jungen Menschen ins Gespräch gekommen. Dabei ist selbst mir wieder aufgefallen, wie vielfältig Gewerkschaftsarbeit ist – und warum ich heute nicht einfach frei mache.
Gewerkschaft heißt nämlich nicht nur Tarifverhandlung, betriebliche Mitbestimmung und Arbeitnehmer*innenrechte. Es heißt auch: Ein Statement setzen.
Gewerkschaft heißt auch, Position zu beziehen: für Offenheit und Toleranz und bunte Vielfalt. Wir Kolleg*innen stellen uns gegen Rassismus und Populismus. Wir stehen auf gegen Faschismus und braune Hetze.
Der 1. Mai ist unser Tag, den lassen wir uns nicht kaputt machen! Umso wichtiger ist es, heute ein Zeichen zu setzen.
Aber wofür stehen wir hier heute noch?
Mehr Lohn, mehr Freizeit mehr Sicherheit lautet unser Motto am Tag der Arbeit 2024.
Aber was heißt das für die GEW?
MEHR LOHN
Wir haben einen Meilenstein erreicht: Ab dem 01.08.24 erhalten alle Lehrkräfte unabhängig von der Schulform, an der sie unterrichten, A13 bzw. E13.
Doch das reicht noch nicht. Denn was nach gleicher Bezahlung für alle klingt, ist es genau genommen nicht:
Die Laufbahnregelung wird nicht angepasst. Während die Gymnasiallehrkraft im 2. Einstiegsamt der Laufbahn 2 beginnt, bleiben die GHR-Lehrkräfte im 1. Einstiegsamt. Für angestellte Lehrkräfte werden die Stufenlaufzeiten nicht mitgenommen, sie werden in ihrer Stufe auf Null gesetzt. Und eine Anerkennung der Unterstufenlehrkraft-Ausbildung in der DDR als gleichwertig steht wieder aus, ihre Gehaltsstufe wird nicht angepasst.
Es ist also noch lange nichts alles erreicht auf dem Weg hin zu
GLEICHER LOHN FÜR GLEICHE ARBEIT!
Gestern sprachen viele Schüler*innen mit uns über unbezahlte Praktika und unbezahlte Ausbildung in den Bereichen, in denen wir dringend motivierte, gut ausgebildete junge Menschen brauchen, z. B. in der Altenpflege und in den Kitas.
Ich frage mich: Wann schätzen wir diese Bereiche endlich wert?
MEHR FREIZEIT
Der Fachkräftemangel im Bildungssystem ist eklatant. Mehr Geld gleicht die enorme Belastung nicht aus. Es muss endlich echte Entlastung geben!
Der Krankenstand in den Schulen ist hoch wie nie und die, die noch da sind, müssen zusätzlich die vertreten, die nicht da sind, und sind als nächstes krank.
Das System steht kurz vor dem Zusammenbruch.
Hier erwarten wir endlich Taten von unserem Dienstherrn. Kleinere Klassen, Teilzeit als echte Teilzeit, Anrechnung für z.B. Klassenlehrer*innen-Tätigkeiten. Das wären mögliche Anfänge.
MEHR SICHERHEIT
Sie sprechen von Milliardenausgaben für die Rüstung. Über Waffenexporte. Sie sprechen über Grenzen sichern und manche auch über Remigration.
Wir sprechen über FRIEDEN.
Nichts bietet mehr Sicherheit als Frieden.
In den Schulen kümmern wir uns um die Kinder, die den Kriegsgebieten entflohen sind. Aber auch um die anderen Kinder, die eigentlich in einem Land ohne Krieg leben, die aber über all die Nachrichten aus der Ukraine, aus Gaza und Israel so verunsichert sind, die das nicht kalt lässt. So ist der Krieg auch immer mit im Klassenraum dabei.
Wir müssen den Kindern aber auch soziale Sicherheit bieten. Nicht Milliarden für die Rüstung, sondern Milliarden gegen die Kinderarmut ausgeben.
Den Kindern aber auch die Sicherheit geben, dass sie genau richtig sind, wie sie sind – ganz egal welche Religion, Herkunft, Familie, Geschlecht, sexuelle Orientierung.
Das ist aber nicht nur unsere Aufgabe als GEW oder als Gewerkschaft, sondern eine gesamtgesellschaftliche. Auch dafür sind wir heute hier.
Heute ist unser Tag – unser aller Tag, für Mitbestimmung, Demokratie, Vielfalt. Solidarität und Frieden.
Foto: Jürgen Elendt
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