Gut 100 Tage nach der Landtagswahl besuchte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Stefan Störmer die Axel-Bruns-Schule und die Oberschule an der Welfenallee. Im Austausch mit den Celler Kolleg*innen wurde deutlich: Geduld und Kräfte der Beschäftigten an den Schulen sind erschöpft, von der niedersächsischen Landesregierung werden nun umgehend Taten erwartet.
Zunächst informierte sich Störmer an der Axel-Bruns-Schule (BBS II) im Gespräch mit der Schulleitung über die Arbeit an einer berufsbildenden Schule mit dreizehn verschiedenen Schulzweigen. Inner- und außerschulische Kooperationen, ein vielschichtiges und durchlässiges Schulangebot, aber nicht zuletzt die intensive Arbeit der Kolleg*innen bereiten die Schüler*innen auf die Berufs- und Lebenswelt vor. Gesellschaftliche, technologische und ökologische Entwicklungen werden aufgegriffen und für die Lernprozesse genutzt – auch dies zeichnet die besondere Arbeit an dieser Schulform aus, verlangt den Kolleg*innen aber auch vieles ab.
Die besondere Belastungssituation der Kolleg*innen an den allgemeinbildenden Schulen wurde danach bei einem Besuch an der Oberschule an der Welfenallee breit diskutiert. „Die Kolleg*innen arbeiten großartig und viel Herzblut, aber sie schaffen es nicht mehr“, lautet das Fazit des Schulleiters. Gerade an den Oberschulen müssten die Schüler*innen für die Gesellschaft vorbereitet werden und eine Perspektive bekommen. Doch die räumliche und personelle Situation behinderten eine erfolgreiche Arbeit. Räume für differenzierendes Arbeiten fehlen. Für die gezielte Förderung einzelner Schüler*innen würden darüber hinaus mehr Kolleg*innen und sowie die Unterstützung von z. B. Therapeut*innen benötigt, doch beim aktuellen Personalmangel sei nicht einmal die grundlegende Unterrichtsversorgung gedeckt. Die GEW fordert seit langem Entlastung für die Kolleg*innen an den Schulen und nun eine schnellstmögliche Umsetzung der Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag der rot-grünen Landesregierung. „Eine bessere Bezahlung von
Grund-, Haupt- und Realschullehrkräften darf keinesfalls hinausgezögert werden“, forderte
Störmer. Für die Beamt*innen handelt es sich um die Besoldungsgruppe A 13, bei den
Tarifbeschäftigten geht es um die Entgeltgruppe E 13. „Die Geduld dieser Lehrkräfte ist
erschöpft. Sie brauchen einen konkreten Terminplan, wann ihre Bezahlung endlich auf das
Niveau der anderen Schulformen angehoben wird“, so der Landesvorsitzende. Auch die Bezahlung der weiteren Beschäftigten müsse angepasst werden – und die Kapazitäten für die Ausbildung der Fachkräfte erhöht werden, damit überhaupt mehr Personal verfügbar wäre.
Abschließend kamen Mitglieder der Celler Schulpersonalräte sowie des Celler Kreisvorstandes der GEW mit Stefan Störmer zusammen. In diesem Rahmen wurden die besonderen Herausforderungen, die aktuell die Arbeit an den Celler Schulen begleiten, ausgetauscht. Als unbefriedigend und aufreibend bewerten die Kolleg*innen die Umsetzung von Ganztag und Inklusion. Fehlende Lehrkräfte an den Grund- und Oberschulen werden durch Abordnungen von anderen Schulformen gedeckt, Fachkräfte für die Inklusion fehlen, der Krankenstand der Kolleg*innen erhöht sich stetig. Auch hier zeigt sich: Ohne mehr Personal ist auch keine Lösung der Misere in Sicht.
Fotos: Nadine Kaminski